Kirchen in Bad Steben

St. Walburga ist eine Wehrkirche und die alte evangelisch-lutherische Pfarrkirche von Bad Steben. Sie steht ganz in der Nähe der Lutherkirche, der heutigen Pfarrkirche.

Baugeschichte: Die Überlieferung einer 1019 bestehenden, 1052/55 erweiterten und 1108 mit einem Turm versehenen Kapelle St. Walpurgis urkundlich nicht gesichert. Auch die für 1144 genannte Erhebung zur Mutterpfarrei über 31 Tochterkapellen unbewiesen.
1374 als Pfarrkirche belegt (Konsens des Burggrafen Friedrich VI. von Nürnberg zur Weiterverleihung des Kirchensatzes und der Kirchlehen durch den bisherigen Inhaber, den Pfarrer zu St. Lorenz in Hof, an den Grafen Otto von Orlamünde).
Das Mauerwerk des bestehenden Chores gehört bis zum Ansatz des Wehrgeschosses vermutlich dem 13. oder 14. Jhd. an. Nach Zerstörungen 1430 durch die Hussiten und 1444 in der Fehde zwischen den Herren von Waldenfels und der Reichsstadt Nürnberg um 1470/80 Einwölbung des Chores, Aufsetzen des Wehrgeschosses und vermutlich Anlage der Kirchhofsbefestigung.
1498 neues Sakramentshäuschen, etwa gleichzeitig Vergrößerung zweier Chorfenster; um 1515 Freskierung. Im Bundesständischen Krieg 1553 und während des Dreißigjährigen Krieges 1634 Beschädigungen, wohl vorwiegend am Langhaus; Wiederherstellungsarbeiten für 1647/48, 1657 und 1662/63 überliefert; 1664 neue Langhausemporen, 1666/67 Innenrenovierung, u.a. Übertünchung der mittelalterlichen Fresken, Bemalung der Kassettendecke im Langhaus und der Emporenbrüstungen durch Johann Nikolaus Richter (Hof).
1691 neuer Glockenturm (Dachreiter), dabei vermutlich auch Erneuerung des gesamten Dachstuhles, einschließlich des Fachwerkgeschosses.
1692/94 neue Innenausstattung.
1910 Abbruch des Langhauses; Abmauerung des Chorbogens unter Einfügung des alten Langhausportals.
1912 Freilegung und Konservierung spätmittelalterlicher Wand- und Deckenmalereien.
Instandsetzungsarbeiten 1948/49 (Dachreparatur) und 1955/56 (Entfeuchtung des Mauerwerks).

St. Walburga: Grundriss – Schnitt – Ansichten

Abb. und Text Baugeschichte aus: Karl-Ludwig Lippert „Landkreis Naila“, Deutscher Kunstverlag, München, 1963

 

Wehrkirche St. Walburga - 2021 - Nordostansicht
Wehrkirche St. Walburga – 2021 – Nordostansicht
Wehrkirche St. Walburga - 2021 - Südansicht
Wehrkirche St. Walburga – 2021 – Südansicht

 

Die Lutherkirche ist die Hauptkirche der evangelisch-lutherischen Gemeinde Bad Steben. Sie wurde von 1908 bis 1910 erbaut. Es war – zusammen mit der Ulmer Pauluskirche – eine der beiden ersten Kirchen in Deutschland, bei denen in großem Maße Sichtbeton verwendet wurde. Sie hat 1250 Plätze und wird seit 1985 Lutherkirche genannt.

Raumnot aufgrund einer wachsenden Gemeinde und eine zunehmende Zahl von Kurgästen sowie erhebliche Baumängel an der gotischen Wehrkirche St. Walburga veranlassten die evangelische Kirchengemeinde von Bad Steben Anfang des 20. Jahrhunderts, einen Kirchenneubau errichten zu lassen.

Der Bauamtsassessor Richard Neithardt wurde vom königlichen Landbauamt Hof mit einem Entwurf beauftragt. Im April 1908 folgte der Auftrag für die Ausführungsplanung, außen in Formen des Heimatstils, innen des Jugendstils. Neidhardts Konzept sah vor, den Kircheninnenraum aus Kostengründen mit Eisenbeton, einem damals neuen Baustoff, herzustellen. Am 23. Oktober 1908 folgte der erste Spatenstich, im Mai 1909 die Grundsteinlegung und Mitte September 1909 das Richtfest. Am 9. Oktober 1910 wurde die Kirche eingeweiht.

Die Kirche hat einen stark gegliederten Baukörper mit Zelt-, Walm- und Satteldächern, die mit roten Biberschwanzziegeln gedeckt sind. Die Türme sind mit Kupferdächern abgeschlossen. Die vertikalen Außenflächen sind oben teilweise mit Schiefer verkleidet. Die weiß verputzten Wandflächen sind mit Lisenen und Eckbänderungen aus Diabasquadern geschmückt. Die Ornamentik des sogenannten funktionalen Jugendstils ist unter anderem an den Kassettendecken unter der Empore und den Pfeilern zu finden.

Den Kircheninnenraum überspannen Gewölbedecken aus Eisenbeton. Die Gewölbetonne über dem Hauptschiff hat eine Scheitelhöhe von 13,4 Meter über dem Fußboden. Oberhalb der Eisenbetontonne ist ein bis zu 10 Meter hohes, hölzernes Dachtragwerk angeordnet. Das Kirchenschiff hat eine maximale Höhe von 30, der Kirchturm von 44 Metern.

Der Kirchenraum hat im Regelfall eine Luftfeuchtigkeit von über 90 Prozent, was eine Korrosion des Betonstahls verhindert. Von Dezember 1997 bis Juni 2004 wurde das Gebäude für rund 1,5 Millionen Euro instand gesetzt.

 

Lutherkirche Bad Steben - 2021
Lutherkirche Bad Steben – 2021
Rückseitiger Eingang und St. Walburga im Hintergrund - 2021 - Südansicht
Rückseitiger Eingang und St. Walburga im Hintergrund – 2021 – Südansicht

Fotos: © Harry Kurz, Museum Naila)

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